Mittwoch, 28. Dezember 2011

Nkhata Bay und Ilala-Fahrt auf dem Lake Malawi


Meine nächste Etappe auf dem Weg nach Lilongwe war Nkhata Bay. Auf dem Weg durch den Norden Malawis passiert man das Nyika Plateau und das nördliche Viphya Gebirge. Die Straße führt direkt an der Küste des Lake Malawi entlang und bietet eine wunderschöne Aussicht. Die derzeitige Regenzeit Malawis verursacht dass die Landschaft in einem durchgängigen Grün erstrahlt. Da die Küste im nördlichen Teil des Sees aber sehr zerklüftet und unwegsam ist, bekam ich erst in Nkhata Bay den Lake Malawi wirklich aus nächster Nähe zu Gesicht. Der See wurde offiziell vor etwa 150 Jahren von dem britischen Missionars- und Erkundungsreisenden David Livingston entdeckt. Der See gehört zu den 10 größten Süßwasserseen der Welt und spielt aufgrund seiner reichhaltigen Fischvorkommen eine große Rolle für die lokale und nationale Wirtschaft. Das Wasser des Sees ist sehr klar und man kann an vielen Stellen bis auf den Grund schauen. Leider ist der Lake Malawi nur teilweise frei von Bilharziose. Diese fiese Wurmkrankheit kommt hier v.a. in seichtem und ruhigem Wasser und an Flussmündungen vor. Da es bei den Temperaturen und der schönen Atmosphäre einfach nicht machbar ist das Wasser zu meiden, werd ich mir hier gleich mal prophylaktisch einige Wunder-Chemie-Pillen einwerfen um diese Infektion nicht erleiden zu müssen…

Nkhata Bay selber ist ein kleines Dorf direkt am See. Dennoch ist es mittlerweile (auch durch Mithilfe des Lonely Planets und Kollegen) zu einem der größeren Tourismusgebiete am See geworden. Es gibt hier zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten, Bars, kleine lokale Restaurants und einen großen Markt. Die Locals versorgen die Touristen hier nicht nur mit allen möglichen brauchbaren sowie unnötigen Souvenirszeugs, sondern bieten auch „brandnew music cds“ an, oder ködern mit „Hey my friend you look like you wanna smoke my best homegrown Bob Marley cigarette“.
Nkhata Bay ist aber nicht nur Tourismus sondern auch ein Hafen für den Passagier- und Frachtverkehr der MS Ilala. Das Schiff wurde 1949 in der Nähe von Glasgow (!) gebaut und in Stücken nach Malawi verschifft. Seit 1951 tuckert diese Fähre also auf dem See und transportiert einigermaßen zuverlässlich Passagiere und Güter. Insbesondere für die Versorgung der Inseln Chizumulu und Likoma spielt Nkhata Bay eine wichtige Rolle, da diese nur von hier aus zweimal wöchentlich angelaufen werden.
Nach zwei gemütlichenTagen in Nkhata Bay stand dann auch für mich die Weiterreise mit der Fähre auf dem Programm. Die einfache Fahrt von Nord nach Süd (Karonga - Monkey Bay) dauert fünf Tage. Ich habe jedoch nur das zweitägigeTeilstück von Nkhata Bay nach Chipoka gemacht, da ich von hier aus weiter nach Lilongwe will.
Die Fahrt mit der Ilala war aber dennoch ein tolles Erlbenis. Mit 8 Stunden Verspätung erreichte die Fähre den Hafen von Nkhata Bay. Sobald die Fähre in den Hafen einläuft ändert sich das beschauliche Bild des kleinen Hafendorfes. Unmengen an Gütern, Säcken, Kisten, Container, Kanister, etc. werden in Richtung der Fähre geschleppt und die Menschenkette derer die an Board wollen (als Passagier oder nur zum Beladen) reisst stundelang nicht ab. Das Betreten des Schiffs war innerhalb der ersten 2(!) Stunden kaum machbar und auch danach nur mit höchster Anstrengung und kräftigem Ellbogeneinsatz möglich.
Ich habe mir zwar das Geld für eine Kabine gespart, aber erst einmal auf dem Schiff angekommen, wusste ich sofort zu schätzen, dass ich immerhin die 1. Klasse-Kategorie gewählt habe. 1. Klasse bedeutet „upper deck“ und ich habe hier die Möglichkeit, im Gegensatz zum vollkommen überlaufenen und überpackten Ladungs- und Güterdeck sowie den engen Sitzreihen der zweiten Klasse mir ein ruhiges Plätzchen zu suchen. Auf dem upper deck gibt es auch eine kleine Bar (mit sehr eifrigen Bartendern!). Dort trifft man zahlreiche andere Rucksack- oder Individualreisende und kommt schnell ins Gespräch, so dass die langen Wartezeiten beim Be- und Entladen in den Häfen schnell vergessen sind. Die meisten Haltepunkte werden von der Fähre aufgrund des zu hohen Tiefgangs nicht direkt angesteuert und das Be- und Entladen der Passagiere und Güter wird über kleine Boote organisiert.
Die Nächte auf dem See sind relativ frisch und so kams zur Mützen-Premiere in Afrika. Zum Übernachten unter freiem Himmel, kann man sich aber Matratzen mieten und auf das Deck legen. Dadurch lässt es sich prima auf dem Schiff nächtigen und die unglaubliche Atmosphäre des riesigen Sees genießen. Es war eine Fahrt von Sonnenuntergang zu Sonnenaufgang und wieder zurück. Vorbei an zahlreichen kleineren und größeren, bewohnten und unbewohnten Inseln sowie Haltepunkten in Mozambique und Orten auf der malawischen Seite des Sees, habe ich nach einer sehr schönen und erholsamen Schiffsreise Chipoka erreicht. Glücklicherweise hatte ich trotz der Regenzeit zwei vollkommen trockene Tage erwischt und konnte somit bedenkenlos die Tage und Nächte auf dem Deck genießen.
Von Chipoka aus ging es dann nochmal zwei Stunden mit Minibussen nach Lilongwe. Hier werde ich die nächsten Wochen bleiben, Weihnachten und Silvester verbringen, weitere Ausflüge in Malawi machen und den Komfort von Tinos Luxusresorts genießen :)





































Montag, 26. Dezember 2011

Reise nach Malawi

Puh!!! Tanzania ist wirklich groß! Nachdem ich meine ursprünglich geplante Reiseroute durch den Westen des Landes aufgrund von schlechten, oder nicht vorhandener Straßen und dem sehr eingeschränkten Fährbetrieb auf dem Lake Tangayika (nur 1 mal in 2 Wochen) umschmeissen musste, habe ich mich für den Weg durch das Landesinnere von Tanzania entschieden. Dieser bedeutet zwar wesentlich mehr Distanz für mich, ist aber in kürzerer (!) Zeit zu schaffen…
Nach über 50 Stunden in verschiedenen Bussen, weiss ich nun, dass es möglich ist vom Rumsitzen Muskelkater im Arsch zu bekommen!
Trotz der etwa 2250 km langen Distanz, der tropischen Temperaturen, der tansanischen Straßen, Übernachtungen auf der Straße, engen und übervollen afrikanischen Bussen, Reifenpannen, Gesperrten Straßen, Unfällen und dem Verlust meines geliebten Walkingsticks habe ich es geschafft Tanzania zu durchqueren und bin wohlbehalten in Mbeya im Süden des Landes angekommen. Tanzania werde ich im Januar nochmal länger besuchen und dient mir zu diesem Zeitpunkt erstmal nur als Transitland in Richtung Malawi. Trotzdem habe ich auf meiner Reise schon den gesamten Westen, das Zentrum, Teile des Ostens und den Süden des Landes durchquert. Es ist ein landschaftlich wunderschönes und sehr abwechslungsreiches Land. Ein kleines Highlight meiner Busreisen, war der kostenlose Gamedrive während meiner Durchquerung des Mikumi Nationalparks und der Udzungwa Mountains im Süden des Landes. Ich kam hier vom Bus aus in den Genuss von Elefanten, Giraffen, Zebras, Büffel, Gnus, Antilopen, etc.
Im Gegensatz zu Ruanda ist bis auf das Grenzgebiet im Nordwesten Tanzanias die Landschaft viel trockener, weniger grün und viel flacher. Aber nicht nur die Landschaft ist anders. Nach den Eindrücken in Ruanda, habe ich einen kleinen innerafrikanischen Kulturschock erlebt. Tanzania ist viel ärmer und es zeigen sich bekannte Bilder aus Uganda und Kenia. Die Menschen leben in vollkommen anderen Zuständen als in Ruanda, die Häuser sind wieder Lehmhütten, die Straßen und Städte sind dreckig und oft mit Müll übersäht, das Land ist viel dünner besiedelt, die Infrastruktur ist schlechter ausgebaut, die Landwirtschaft ist in viel kleineren Parzellen und dient häufig nur der Subsistenzwirtschaft, die Kinder betteln und hungern in vielen Orten und das Geschäft und Alltagsleben findet wieder auf der Straße statt. Diese Unterschiede machen einem nochmals deutlich wie sehr sich Ruanda und insbesondere natürlich Kigali und dessen Umland vom restlichen Ostafrika unterscheiden.
Nach einer sehr kurzen Nacht in Mbeya gings dann am nächsten Tag weiter nach Malawi. Nach einer wunderschönen Fahrt durch das Grenzgebirge zwischen Tanzania und Malawi erreiche ich Livingstonia. Dieses kleine Städtchen liegt zwischen dem Nyika Plateau im Westen und dem Lake Malawi im Osten und ist geprägt durch alte britische Kolonialbauten. Es liegt malerisch auf einer Anhöhe und bietet einen schönen Blick auf die umliegenden Täler und die großen Flächen mit Reisfeldern. Ich habe hier einen schönen Tag verbracht und einen tollen ersten Eindruck vom nördlichen Teil Malawis bekommen.