Nach entspannten, abwechslungsreichen und sehr sonnigen Tagen an den Stränden von Zanzibar gings zurück nach Dar es Salaam an die Küste Tanzanias. Wir haben nach einem letzten Besuch auf dem foodmarket die Nachfähre genommen und sind am kommenden Morgen im Hafen von Dar es Salaam angekommen. Unsere Weiterreise Richtung Zambia haben wir mit der Tanzanian-Zambian-Railway (Tazara) geplant. Diese Zugstrecke führt quer durch Tanzania bis kurz vor Lusaka in Zambia. Mit dem Zug quer durch Afrika war schon immer mein Traum und so haben wir uns Tickets für Liegewägen der 1.(!) Klasse gekauft. Haha… Und schon beim Ticketkauf kamen die Erinnerungen an die Transib ganz gewaltig hoch: 4er Abteil, Liegewagen. Neu war jedoch, dass bei den Abteilen ganz brav nach Geschlechtern getrennt wird. Wir sind ja schließlich in einem streng muslimischen Land!
Pünktlich wie wir Deutschen sind, standen wir fertig gepackt und bereit für die Abfahrt am Abend vor dem Bahnhof. Als wir diesen dann betraten empfingen uns schon hunderte wartende, schlafende und gelangweilte Reisende. Tja welcome back to african time. Nach 8 stündiger Verspätung und Wartezeit fanden wir aber nun endlich doch im Zug wieder und spätesten hier überkam mich der absolute Transib-Flashback :) Nicht nur das offensichtliche Äußere und der Aufbau des Zuges/Wagons waren gleich (enger Gang, dreckige enge Toiletten, große, klemmende Fester, alte Decken, alte aber bequeme Abteile… sondern v.a. auch die Eindrücke wie das Dauerrattern, Schaukeln, Qualmen riefen meine abgestumpften Transib-Sinne wieder hervor. Selbstverständlich wurde am ersten Abend direkt einmal das zuginterne Wirtshaus unsicher gemacht und sich der allgemeinen Beschäftigung eines Langstrecken-Zugreisenden ausgiebig gewidmet.
Na und schon waren wir auf Achse auf der laaaaaangen Strecke nach Zambia. Für den Bau der Bahntrasse sind die Chinesen verantwortlich. Bevor damit angefangen wurde, reisten 12 chinesische Gutachter zu Fuß (sagt hier der stolze Tanzanier an sich) von Dar es Salaam nach Mbeya in den südlichen Gebirgen Tanzanias, um die Streckenführung festzulegen. Der Bau der Strecke wurde 1970 begonnen und schon nach fünfjähriger Bauzeit, ein Jahr früher als geplant fertiggestellt (chinesische Effizienz). Während der Konstruktion wurden 50.000 Tanzanier und 25.000 Chinesen beschäftigt um diese einzigartige Bahnstrecke zu erbauen. Die Strecke führt in südöstlicher Richtung quer durch Tanzania bis kurz vor Lusaka in Zambia und beinhaltet 300 Brücken, 23 Tunnels und 147 Stationen. Auf 1.870 km durchquert die Bahnlinie dabei die verschiedensten Vegetationszonen und Landschaften Ost-Afrikas. Die Strecke wurde ursprünglich als Exportroute für sambisches Kupfererz konzipiert und nach und nach auch für die generelle Erschließung der abgelegen ländlichen Gegenden genutzt. Mittlerweile ist sie eine wichtige Versorgungs- und Zugangsroute zu den Märkten im südlichen und Zentralafrika. Finanziert wurde die Strecke durch die Volksrepublik China, um die einzige damals vorhandene Exportroute über südafrikanische Häfen zu umgehen. Tja und somit haben die Chinesen seitdem auch ein guten Stein im Brett bei den Zambiern und Tanzaniern (erkennt man auch daran, wer hier viele Minen- und Rohstoffrechte besitzt, moderner Kolonialismus…).
Die ursprünglich eingesetzten Lokomotiven aus chinesischer Produktion fahren jedoch heute nicht mehr (Products made in china eben!), drum sind die Fahrpläne ein wenig ausgedünnt und nur einmal zweimal die Woche operieren hier Züge auf der Strecke.
Die ursprünglich eingesetzten Lokomotiven aus chinesischer Produktion fahren jedoch heute nicht mehr (Products made in china eben!), drum sind die Fahrpläne ein wenig ausgedünnt und nur einmal zweimal die Woche operieren hier Züge auf der Strecke.
Nachdem wir schon nach Anbruch der Dunkelheit erst in Dar es Salaam losgekommen sind, begann das eigentlich spektakuläre Kino erst mit Anbruch des nächsten Tages und dem Sonnenaufgang. Die ersten Bilder konnten meine verkaterten Augen dann bei Morgengrauen in den Gebirgen zwischen Mlimba (the Kingdom of Elephants) and Makambako (the Place of Bulls) wahrnehmen. Ein Jungle mit dichter Vegetation bis zu den Schienen und vielen Vögeln und Affen bot sich entlang unseres Zuges. Während des Anstieges müssen immer wieder Täler durchquert, Schluchten überwunden und Tunnels durchfahren werden. Aber die spektakulärste Stelle ist sicherlich die Brücke über das Mpanga River valley (eine Hochbrücke mit 50 m hohen Selzen)
Nach dem langen, aber sehenswerten Aufstieg der südlichen Gebirgszüge, führt die Strecke weiter auf dem Plateau in Richtung Makambako. Hier spürt man sofort den deutlichen Temperaturunterschied zwischen dem heißen und trockenen Klima der tanzanischen Küste und dem feuchten kühlem Hochland. Rund um das Gebiet des Udzungwa Mountains National Park (ca. 2.140 m) sind in den Wintermonaten Juni/Juli sogar Frost und teilweise Schneefälle keine Seltenheit. Diese Gegend wird durch diese klimatischen Gegebenheiten auch sehr stark landwirtschaftlich genutzt und daher auch „coffee and tea country of Niombe“ genannt.
Makambako ist eine geschäftige kleine Stadt und Gabelpunkt für Händler und Reisende von und nach Songea, Iringa, Dar es Salaam und Mbeya. Durch diese sehr zentrale und güstige Lage an den wenigen Erschliessungsrouten Tanzanias herrscht hier eine hohe Betriebsamkeit und lokale Händler versuchen mit aller Macht und Rhetorik (je lauter desto besser) ihre Waren an die Reisenden zu verkaufen. Darunter mischen sich meist kleine Kinder die versuchen Früchte, Maiskolben, Süßkartoffeln, gegrilltes Hähnchen, sugar cane, Zigaretten und andere Kleinigkeiten zu verkaufen.
Von Makambako verläuft die Strecke weiter meist durch Grasland und Steppen mitunter vereinzelten Wälder bis nach Mbeya. Die Landschaft ist ein Traum und man beginnt langsam die afrikanischen unendlichen Weiten kennenzulernen. Während der Regenzeit von Dezember bis Mai ist die Gegend übersäht mit Blumenmeeren. Man weiß wirklich nicht genau wo man hinschauen soll, da die Szenerie einfach wunderschön ist.
Dadurch dass es sich um einen Zug aus den 70ern, sprich mit zu öffnenden Türen und Fenstern, handelte, war es trotz Temperaturen um die 40 Grad angenehm im Zug zu sitzen und die atemberaubende Umwelt zu genießen.
Immer wieder tauchen am Strecken verbeulte, ausgebrannte und kaputte Zugwagons auf und sorgten für etwas unangenehme Gefühle aber das tat der Stimmung und Atmosphäre nur kurzzeitig einen Abbruch.
Traumhaft dagegen sind die unbeschreiblichen Sonnenauf- und –untergänge welche man quasi aus der ersten Reihe direkt mit Blick über die unglaubliche schöne Landschaft bis ans Ende des Horizonts genießen kann! Diese Postkartenstimmung fangen die Bilder leider gar nicht wirklich ein drum muss ich einfach jedem Einzelnen mal empfehlen diese Fahrt zu unternehmen :)
Auf dem weiteren Weg über Mbeya bis nach Kapiri Mposhi durchfahren wir weitere vollkommen abwechslungsreiche afrikanische Landschaften und wissen nun dass auch jedes kleinste Kaff eine Art Bolzplatz hat (is ja wie bei uns!), bettelnde Kinder von der Ordnungsmacht nicht geduldet und verscheucht werden, die Armut auf dem Land sehr sehr groß und bedrückend ist, Afrika das beste und facettenreichste Sonnenlicht hervorbringt, Schafkopf auch im rollenden Wirthaus in Afrika gespielt wird, man Zugabteile nicht vollständig zusperren kann und dass auf Grund fehlender Zugpolizei im Gegensatz zur Transib nicht auf FlipFlops geachtet werden muss…
Letztendlich sind wir nach 2,5 Tagen gut in Kapiri Mposhi angekommen und wollten eigentlich den Zug gar nicht verlassen. Es ist eine traumhafte Reise durch eine absolut beeindruckende Landschaft gewesen und höchstempfehlenswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen